Wer als Kind häufig seelische Verletzungen davongetragen hat, leidet oft noch als Erwachsener darunter.
Ich möchte Ihnen von der psychologischen Seite näher bringen, wie Sie sich als Betroffene Person mit ihrer Vergangenheit versöhnen können – und mit ihren Eltern.

Die Mutter hatte wenig Zeit, der Vater flippte selbst bei Kleinigkeiten aus: Fast jeder erinnert sich an Situationen in seiner Kindheit, in denen er sich von den Eltern unfair behandelt oder ungeliebt gefühlt hat. Waren solche Verletzungen an der Tagesordnung, bleibt oft das Gefühl zurück, nichts wert zu sein, nicht geliebt zu werden, nichts richtig zu machen.

Häufig prägen diese Empfindungen das ganze Erwachsenen leben. Dann ist es nötig, sich mit Kindheit und Eltern auszusöhnen.

Bei vielen Menschen entspricht die Einstellung zum Leben der grundlegenden Einstellung zu den Eltern, sagt Marcus Neuzerling, M.Sc.
Wer als Erwachsener gierig sei, habe oft das Gefühl, als Kind nicht genug bekommen zu haben. Um eine positivere Einstellung zum Leben zu gewinnen, empfehle ich, die Haltung gegenüber den eigenen Eltern zu ändern.

Dabei sei es hilfreich, Vater oder Mutter einen Brief zu schreiben, den man jedoch nicht abschicken sollte, sagt Marcus Neuzerling, M.Sc.

Das Aufschreiben hilft, sich selbst einzugestehen, dass man in der Kindheit verletzt wurde. Nur wer zugibt, dass ein Erlebnis schlimm war, kann beginnen, die Situation klären.

Keine Vorwürfe, sondern Versöhnung als Ziel

Das direkte Gespräch mit Vater und Mutter sei nur selten möglich: „95 Prozent der Eltern schaffen das nicht“, sagt Marcus Neuzerling. Wenn es dennoch zu einer Aussprache kommen sollte, passiert das am besten in einem liebevollen Rahmen. Kinder sollten versuchen, den Eltern keine Vorwürfe zu machen. Es gehe nicht um Schuldzuweisungen.

Ziel des Gesprächs sei es, das Verhältnis zu Vater und Mutter zu verbessern. Psychologe Marcus Neuzerling, M.Sc. betont, dass die direkte Konfrontation mit den Eltern bei der Aufarbeitung von negativen Kindheitserlebnissen nicht die wichtigste Rolle spiele.

Häufig habe man ein festes Bild von den Eltern im Kopf. Entscheidend sei, sich mit diesem inneren Bild auszusöhnen.

Dadurch lernt man, den Eltern auf einer neuen, erwachsenen Ebene zu begegnen, sagt Marcus Neuzerling. Das könne sich positiv auf die reale Beziehung zu Vater und Mutter auswirken.

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