Wenn dir jemand nicht guttut, dann verlass ihn eben! Ein einfacher Rat zur Abgrenzung, der leicht gesagt, aber häufig schwer umsetzbar ist. Denn wir alle befinden uns in Strukturen, zum Beispiel in der Familie oder im Job, und nicht immer gibt es die Möglichkeit, diese zu verlassen.

Im Beruf ist es oft die Sicherheit oder das Finanzielle, das uns einen cholerischen Chef, unangenehme Kunden oder Kollegen ertragen lassen. In der Familienstruktur steht man oft zwischen den Stühlen. Wenn die Mutter des Partners einem das Leben zur Hölle macht, aber man den Partner nicht dazu zwingen kann, den Kontakt zu seinen Eltern abzubrechen, zum Beispiel.

Oder, wenn in der eigenen Familie immer wieder Situationen aufpoppen, die einen kränken oder runterziehen. Auch dann ist man nicht gleich gewillt die Familie aus seinem Leben zu streichen. Schließlich ist man durch sie auch mit seinen Wurzeln oder anderen Familienmitgliedern verbunden und möchte das aus unterschiedlichen Gründen oder Rücksichtnahme auf andere womöglich bleiben lassen.

Abgrenzung von unvermeidbaren Energievampiren

Was kann man aber tun, wenn es Menschen im eigenen Leben gibt, die einem Energie rauben oder durch ihr Verhalten regelmäßig das eigene Selbstwertgefühl in den Keller sinken lassen? Diese Frage habe ich immer wieder von Followern und Patienten bekommen. Deshalb möchte ich heute darauf eingehen. Ich habe dir sechs mögliche Schritte und Tipps – sowie eine langfristige Perspektive mitgebracht

1. Bewusstsein ist der erste Schritt zur Abgrenzung

Das Gute an deiner Situation ist, dass du dir bereits dessen bewusst bist, dass es jemanden gibt, der dir nicht guttut. Versuche nun noch weiter ins Bewusstsein zu gehen und frage dich warum? Was löst diese Person, die du nicht meiden kannst, für Gefühle und Gedanken in dir aus?

Frage dich weiters, ob sie auch mit anderen Personen so umgeht wie mit dir. Häufig ist es nämlich so, dass das Verhalten anderer gerade deshalb so kränkend ist, weil sie mit anderen Menschen weitaus respekt- oder liebevoller umgehen.

Sei dir erstmals dessen bewusst, dass es nicht deine Schuld ist, wenn dich jemand von oben herab oder mies behandelt, schlechte Laune verbreitet, dir mit seinen Worten Schuldgefühle macht oder sich immer wieder ungefragt in dein Leben einmischt. Sein Verhalten hat viel mehr mit ihm als mit dir zu tun.

Dennoch gibt es Menschen, die diese Person anders behandelt. Warum? Was machen diese Menschen anders? Setzen sie vielleicht bewusst Grenzen? Sind sie gelassener oder selbstbewusster? Bieten sie dem Energieräuber Parole? Auch dieser Bewusstseinsschritt ist wichtig, weil du dadurch möglicherweise Handlungsmuster erkennst, die auch du dir aneignen kannst, um dich vor der Fokusperson zu schützen. Reflektiere das in Ruhe.

Manchmal aber, sind Menschen, die uns verärgern, auch ein Spiegel unserer selbst. Frage dich daher bitte: Erlaubt sich die Person, die dich triggert oder verärgert, etwas das du dir nicht erlaubst?

2. Grenzen setzen

Du kannst einer Person, die dich regelmäßig schwächt, wie vielleicht deiner Schwägerin, deinem Vater oder einem Kollegen nicht gänzlich aus dem Weg gehen, aber du kannst klare Grenzen setzen. Vermutlich aber fällt dir genau das, die Abgrenzung an sich, schwer. Warum? Vielleicht, weil du für dich selbst noch keine Grenzen festgelegt hast. Wie weit darf jemand gehen? Was darf er zu dir sagen und was nicht mehr? Was, das dich kränkt, runterzieht oder ohnmächtig macht, sollen andere unterlassen?

Die Antworten auf diese und weitere Fragen zur Abgrenzung schaffen Klarheit und können dir dabei helfen, selbstbewusst und bestimmt Grenzen zu ziehen.

3. Schutzmembran

Eine Möglichkeit, dich akut und sofort zu schützen, ist die folgende Mentalübung, die du kurz vor dem Treffen mit der Fokusperson und danach machen kannst.

Schließe hierfür deine Augen und atme ein paar Mal tief ein und aus. Nun stell dir vor, wie sich langsam eine goldgelbe Schutzmembran in Form einer Kugel um dich bildet. Er ist wie ein Airbag und lässt alles Negative und für dich Schädliche einfach Abprallen. Spüre die stärkende Wärme deiner Schutzmembran innerhalb der Kugel, in der du dich befindest und sag dir folgende Sätze vor:

Ich bin in Licht und Liebe gehüllt, nichts und niemand kann mir meine Kraft rauben. Ich bin und bleibe wertvoll und liebenswert.

Wiederhole den Satz einige Male und stärke dadurch deine Schutzmembran.

Zusätzlich kannst du dich nach dem Zusammentreffen mit der Fokusperson abschütteln. Stell dir vor, wie alle Energie, mit der dich der andere gekränkt oder negativ beeinflusst hat, von dir abfällt, während du dich tatsächlich körperlich 30-60 Sekunden durchschüttelst. Sag dir dabei:

Das ist nicht meine Energie und nicht meine Wahrheit. Sie darf gehen. Ich bin und bleibe wertvoll und liebenswert.

Wiederhole den Satz ein paar mal.

4. Kontakt minimieren

Ein ganz einfacher, aber dennoch wirksamer Tipp ist die Kontaktminimierung. Denn in der Regel ist es so, dass jedes Treffen mit der Fokusperson zu einer Schwächung führt. Je länger die Zeiten dazwischen sind, desto mehr Energie kannst du auftanken. Dabei ist es natürlich umso wichtiger, dass du dich in der restlichen Zeit bewusst mit Menschen umgibst, die dir guttun.

Die Schwierigkeit bei der Kontaktminimierung liegt natürlich darin, dass man Nein sagenmuss. Zum Beispiel, wenn der schwierige Kollege gemeinsam Mittagessen gehen möchte oder die Schwiegermutter auf einen Besuch einlädt. Wenn dir das Neinsagen schwerfällt, ist es durchaus legitim, dass du vorerst Gründe wie Stress oder andere Erledigungen vorschiebst.

5. Liebevolle Gespräche mit dir selbst zum Selbstwert-Wiederaufbau

In der Regel löst eine Person, von der wir uns abgrenzen wollen, in uns unangenehme Emotionen aus. Wir fühlen uns minderwertig, nicht klug, schön, gut oder wichtig genug. Gerade nachdem es vielleicht wieder zu einem Konflikt oder einer Kränkung durch die Fokusperson gekommen ist, sind die unangenehmen Gefühle und Gedanken besonders stark.

Jetzt benötigst du einen liebevollen inneren Coach, der deinen Selbstwert wiederaufbaut. Und dieser kannst du selbst sein. Nutze die heilsame Kraft der positiven Selbstgespräche. In etwa so: „Ich weiß mein Schatz XY hat dich wieder ganz schön fertig gemacht. Aber denk daran, es hat viel mehr mit ihm/ihr als mit dir zu tun. Glaub mir, du bist gut so wie du bist. Du bist bezaubernd und liebenswert. Du bist für so viele Menschen ein Geschenk. Jeden Tag! Vergiss das bitte nicht.“

6. Selbstwert stärken

Wie du bestimmt bemerkt hast, geht der Dialog des inneren Coaches bereits in Richtung Selbstwertstärkung. Und genau das ist langfristig das wirksamste Mittel, um dich von Menschen, die dich schwächen, abzugrenzen. Je stärker dein Selbstwert, desto stärker wird deine Schutzmembran.

Hinzu kommt, dass Menschen mit einem gesunden Selbstwert viel seltener angegriffen und zu Opfer werden. Ein gesunder Selbstwert verändert nämlich nicht nur deine Worte und Handlungen, sondern auch deine Körperhaltung und Ausstrahlung. Und genau das nimmt dein Gegenüber wahr und überlegt sich dann zweimal. wie er mit dir umgeht.

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