Kritik, Leistungsdruck und soziale Zurückweisung können Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz erheblich beeinträchtigen. Experte Marcus Neuzerling, M.Sc. erklärt, wie sich häufigste Ängste im Job auf die Psyche auswirken und gibt Tipps, wie Kommunikation diese Ängste reduzieren kann.

Was sind die häufigsten Ängste und Unsicherheiten, die Menschen im Job erleben?

Eine der häufigsten Ängste ist die Befürchtung, den eigenen Erwartungen und den Erwartungen anderer nicht gerecht zu werden. Dann ist man zum Beispiel extrem angespannt, wenn eine Deadline näher rückt oder man vor eine herausfordernde neue Aufgabe gestellt wird. Das Streben nach Erfolg und Anerkennung spielt in der Arbeitswelt oft eine zentrale Rolle, sodass wir uns innerlich dann oft enorm unter Druck setzen. 

Eine weitere weit verbreitete Angst ist soziale Zurückweisung, zum Beispiel als Angst vor Kritik, dem Gefühl, nicht dazuzugehören, oder der Sorge, von Kollegen oder Vorgesetzten nicht akzeptiert zu werden. Diese Ängste können das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz erheblich beeinträchtigen und zu körperlichen und psychischen Belastungen in Form von Schmerzen, Schlafstörungen, Angespanntheit und Nervosität führen.

Wie können diese Ängste und Unsicherheiten die emotionale Stabilität einer Person beeinflussen?

Alle Menschen haben von Grund auf das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle. Wenn dieses Bedürfnis durch viel Ängste und Unsicherheiten bedroht wird, kann das dazu führen, dass eine Person nur noch aus Angst heraus handelt. Dadurch verengt sich das Denken, man ist weniger kreativ und trifft Entscheidungen womöglich nur aus Angst. 

Möglicherweise zieht sich eine Person dann auch stark zurück, weil sie Situationen meidet, die Angst auslösen (z.B. Zusammentreffen mit der Vorgesetzten). Statt etwa zum Teamevent zu gehen, meidet die Person die Veranstaltung wegen der Vorgesetzten, obwohl sie die anderen Teammitglieder vielleicht gerne sehen würde. Dies kann zu sozialer Isolation, Scham und Einsamkeit führen, was wiederum die emotionale Stabilität negativ beeinflusst.

Wie kann eine verbesserte Kommunikation dazu beitragen, Ängste und Unsicherheiten am Arbeitsplatz zu reduzieren?

Ein Schlüsselelement ist Offenheit. Wenn Mitarbeiter offen miteinander kommunizieren, können irrtümliche Erwartungen aus dem Weg geräumt werden und Sorgen offen besprochen werden. Das führt im Umkehrschluss dazu, dass man sowohl körperlich als auch psychisch weniger angespannt ist, was zu einer entspannten und positiven Atmosphäre beiträgt. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die klare Definition von Erwartungen. Oftmals bauen sich Mitarbeiter innerlich einen Berg an Erwartungen auf, die vielleicht gar nicht existieren. Durch offene und klare Kommunikation können diese Erwartungen definiert und somit Fehlannahmen abgebaut werden. 

Außerdem kann es hilfreich sein, durch ein offenes Gespräch Arbeitsplatzanpassungen vorzunehmen. Wenn ein Mitarbeiter beispielsweise Angst vor Präsentationen hat, kann man schauen, inwiefern andere Teammitglieder entsprechende Tätigkeiten übernehmen und man dadurch Aufgaben im Team sinnvoll umverteilt. Dies kann zu einer Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens von allen beitragen.

Können Sie einige praktische Tipps geben, um gegen die negativen Auswirkungen von Ängsten und Unsicherheiten im Job vorzugehen?

Es ist wichtig, sich zunächst einmal bewusst zu machen, wann man ängstlich und angespannt ist. Oft passiert dies bei ganz bestimmten Aufgaben oder bei ganz bestimmten Personen. Indem man seine Gefühle und Reaktionen beobachtet, kann man besser verstehen, was diese auslöst und wie man darauf typischerweise reagiert. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass man seinen Glaubenssätzen auf den Grund geht, wie zum Beispiel „ich muss alles perfekt machen“ oder „ich muss von anderen gemocht werden“. Diese Glaubenssätze tragen oft dazu bei, dass sich Ängste und Unsicherheiten verschlimmern. 

Ich empfehle sehr, diese Glaubenssätze gründlich zu reflektieren. Die Arbeit mit einem Psychologen oder Therapeuten kann dafür sehr hilfreich sein. Außerdem sollte man seine Unsicherheiten immer wieder offen mit anderen Menschen besprechen, denn häufig geht es anderen Menschen ähnlich.

Dann merken wir, dass wir mit unseren Sorgen nicht allein sind und fühlen uns entlastet. Die beste Methode ist jedoch, hin und wieder sanft zu testen, ob die persönlichen Ängste auch wirklich eintreten. Zum Beispiel kann man eine 3-minütige Probepräsentation vor Freunden halten, um Feedback zu bekommen. So kann man die Realität überprüfen und sich die Möglichkeit geben, neue Lernerfahrungen zu machen.

Entsprechende Therapie oder Beratungssitzungen bieten wir Ihnen bei uns in der Praxis an. Melden Sie sich gerne.

Kontakt:

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